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Inge von Bönninghausen mit Grimme-Preis ausgezeichnet

Inge von Bönninghausen mit Grimme-Preis ausgezeichnet

Beim 54. Grimme-Preis am 13. April 2018 erhielt Inge von Bönninghausen mit zwei weiteren Kollegen in Marl die Besondere Ehrung für herausragende Persönlichkeiten. Die Wirtschaftsweiber gratulieren Ihrer Ehren-Mitfrau herzlich zu dieser mehr als verdienten Auszeichnung. Die Stifter eines der bedeutendsten deutschen Fernsehpreise wollen damit in einer Zeit, in der Populisten, Demokratiefeinde und überkommene Ressentiments wiederauferstehen, ein Zeichen für Qualitätsjournalismus, gegen Fake News und eine drohende „Verrohung öffentlicher Informations- und Diskussionskultur“ setzen:

„Die drei Geehrten bieten dem Fernsehen und der Gesellschaft, was Voraussetzung für einen demokratischen Meinungsbildungsprozess ist: Bildung und Orientierung. Allen dreien ist hohe Fachlichkeit und engagierte Meinungsstärke gepaart mit Seriosität eigen – ihr Enthusiasmus und ihr journalistischer Ehrenkodex sind vorbildlich.“

Inge von Bönninghausen gilt den Stiftern des Preises (der Deutsche Volkshochschulverband) dabei als „Vorreiterin eines gendergerechten Perspektivwechsels“. Die Journalistin betrachtete ihre Themen stets aus dem feministischen Blickwinkel. Sie ist eine „Pionierin in der deutschen Fernsehlandschaft, die das Arbeiten, Wirken und den Einfluss von Frauen in den Medien thematisiert, eingefordert und gelebt hat“, so der Pressetext zum Grimme-Preis.

25 Jahre arbeitete sie als Fernsehredakteurin beim WDR und entwickelte dort das feministische Magazin Frauen-Fragen (heute Frau-TV). 1991 outete sie sich gemeinsam mit der Autorin Viola Roggenkamp in der Folge „Ich kenne eine Lesbe – und Sie?“ Roggenkamp antwortete zum Auftakt der Sendung auf diese Frage: “Ich kenne Sie, Inge von Bönninghausen.” Und die erwiderte als Moderatorin: „Und ich kenne Sie. Wir kennen uns und noch viele, viele andere.“

Was heute harmlos klingen mag, war 1991 gewagt und seiner Zeit weit voraus. Erstmals zeigte ein öffentlich-rechtlicher Sender lesbische Frauen und ihr Leben vorurteilsfrei und zu bester Sendezeit. Eine echte Sternstunde der Fernsehreportage. 2012 sagte Ines Pohl, anlässlich ihrer Laudatio zum Augspurg-Heymann-Preis über die Preisträgerin: „Ohne Inge von Bönninghausen wäre nichts so gut, wie es jetzt immerhin ist. Wir alle brauchen Frauen wie sie, die nicht lockerlassen, die ihren Mut und Optimismus nie verlieren.“

Nach dem Abitur und einem Jahr als Austauschstudentin studierte von Bönninghausen Germanistik und Geschichte in Berlin. 1968 promovierte sie über die Satire im frühen Werk des Dichters Jean Paul. Beim Saarländischen Rundfunk begann sie als Assistentin des Programmdirektor. Nach einem Jahr durfte sie als freie Journalistin für den Sender arbeiten. Ab 1974 entwickelte die Fernsehredakteurin, nun fest beim WDR, verschiedene Sendungen weiter und kreierte 1980 das Magazin Frauen-Fragen.

Von Bönninghausen gründete den Journalistinnenbund mit und fungierte mehrere Jahre als dessen Vorsitzende. Ihr frauenpolitisches Engagement brachte sie als Vorsitzende beim Deutschen Frauenrat (2000–2004) ebenso ein wie als Vorstandsfrau der Europäischen Frauenlobby, der Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung und der Lobby für Mädchen. Seit mehreren Jahren ist sie Ehren-Mitfrau der Wirtschaftsweiber in NRW.

Text von Sabine Arnolds [www.phenomenelle.de] | weitere Quellen: www.journalistinnen.de | Bild “Inge von Bönninghausen” Foto von Malin G. Kundi | © 2018 www.wirtschaftsweiber.de