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Queer in der Werkstatt – Nachlese

Queer in der Werkstatt – Nachlese

Queer in der Werkstatt – 
eine Veranstaltung der Stuttgarter LSBTTIQ+Firmennetzwerke
 am 30.6.2021

Zahlreich sind inzwischen die LGBTIQ+-Netzwerke in großen internationalen Konzernen. Mit viel Kreativität und Engagement unterwegs, werden sie von den Vorstandsetagen willkommen geheißen. Die Studien, die belegen, dass diverse Teams bessere Ergebnisse bringen, sind dort bekannt. Gesellschaftliches Engagement gilt ebenfalls als förderlich für das Renommee. Und Firmen, die deutlich erkennbar für Diversity stehen und die für gelebte Vielfalt sorgen, sind attraktiv für junge akademische Arbeitnehmer*innen. Fachkräfte werden gesucht.
Wie aber steht es um die Kultur in den Produktionsstätten, den Werkhallen, in den herstellenden Betriebsteilen? Meist sind es die LGBTIQs aus den Hauptverwaltungen, die in den Netzwerken aktiv sind.

Interessant war daher der Austausch in „Queer in der Werkstatt“. Stuttgarter Netzwerke haben sich zusammengetan, um mehr über die Situation an jenen Orten zu erfahren und um auch dort aktiv werden zu können.

Christian Thielsch, queer, im Produktionsbereich der EnBW, und Markus Ruckh, produktionsnaher Meister in der Qualität bei Mercedes-Benz, konnten über ihre Outings nur Gutes berichten. Weder seitens der Unternehmen noch seitens der Kolleg*innen gab es bemerkenswert negative Reaktionen. Vielleicht hat es damit zu tun, dass sie beide schon länger in ihren Bereichen tätig waren und sie persönlich akzeptiert und geschätzt waren. Dennoch war es für beide in aufregender Schritt, irgendwann auch ihre noch nicht bekannt Seite zu zeigen. Die Unterstützung dazu gaben ihnen die Netzwerke. Durch sie zu erleben, dass auch ein anderes als heterosexuelles Leben im Unternehmen begrüßt wird, erleichtert die Transparenz, mehr von sich zu zeigen und ein Risiko einzugehen.

Die Arbeitsdirektorinnen der Mercedes-Benz AG, Sabine Kohleisen, und der EnBW AG, Colette Rückert-Hennen, bestätigten nochmal das hohe Interesse der Unternehmensleitungen an diversen Teams. Es beflügelte die Motivation der Veranstalter*innen zu hören, wie differenziert sie hinter den Diversity-Bemühungen ihrer Unternehmen stehen. Denn es ist keineswegs so, dass alle Angestellten das Unternehmensengagement am CSD begrüßen, dass alle Führungskräfte das Outing und Out-Sein ihrer Mitarbeiter*innen angemessen unterstützen. Aber es ist beiden ein Anliegen, in ihren Firmen die Kultur weiterzuentwickeln, um versteckte Benachteiligungen zu erkennen und zu ändern. Immerhin haben sie auf ihrem eigenen Karriereweg als Frauen Erfahrungen machen müssen, die man nicht unter „gleichberechtigt, gleich anerkannt, gleich behandelt“ subsumieren kann. Entsprechend differenziert ist ihre Wahrnehmung, glaubwürdig ihr Engagement und authentisch ihr Auftreten.

Was bleibt nun zu tun?

Im Laufe der Veranstaltung kristallisierte sich heraus, dass schon in der Ausbildung das Thema „Vielfalt in der LGBTIQ+“ zu verankern ist. Warum entwerfen nicht die Netzwerke Stuttgarts ein Konzept für einen Workshop und bieten die Durchführung an? So wie überhaupt der „Blick über den Firmenzaun“ als guter Ideenbringer identifiziert wurde. Man sollte öfters Veranstaltungen wie diese ermöglichen, um mit neuen Perspektiven an und in die Arbeit zu gehen – die einhellige Schlussfolgerung aller Beteiligten.

Teilnehmende: Sabine Kohleisen, Markus Ruckh, Colette Rückert-Hennen, Christian Thielsch

Moderation: Marc Buchert (Prout@Porsche), Valentin Novosel (GL@D), Matthias Reimann (b:proud), Pascal Thiel (GL@D), Margarete Voll (Wirtschaftsweiber e.V.)