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Situation von lesbischen Frauen in der Arbeitswelt. Intersektionalität beseitigen! Ein Coming-Out erhöht Lebenszufriedenheit

Situation von lesbischen Frauen in der Arbeitswelt. Intersektionalität beseitigen! Ein Coming-Out erhöht Lebenszufriedenheit

Bericht mit kurzen Ausschnitten aus der Studie © Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, Frankfurt University of Applied Science Berlin / Frankfurt am Main 2020

Situation von lesbischen Frauen in der Arbeitswelt: The L-Word in Business

Die aktuelle Studie untersucht und vergleicht die Arbeitssituationen von lesbischen Frauen gegenüber heterosexuellen Frauen in Deutschland. Hier zeigen sich Tendenzen zur Diskriminierung lesbischer Bewerberinnen, was insbesondere vor dem Hintergrund erstaunlich ist, dass die heterosexuellen Bewerberinnen verheiratet und kinderlos sind.

In einem Korrespondenzexperiment wurde zunächst ermittelt, ob lesbische Frauen im Vergleich zu heterosexuellen Frauen im Bewerbungsprozess benachteiligt werden. Durch eine Online-Befragung wurde anschließend untersucht, inwiefern sich die Erfahrungen von lesbischen und heterosexuellen Frauen im Erwerbsleben unterscheiden.

Inwiefern unterscheiden sich die Erfahrungen von lesbischen und heterosexuellen Frauen im Erwerbsleben?

Eine wesentliche Erkenntnis der Befragung ist, dass lesbische Frauen häufiger Diskriminierungen am Arbeitsplatz ausgesetzt sind, z. B. durch weniger positive Rückmeldungen auf Bewerbungen, Einladungen zu Interviews, Nachfragen oder alternative Stellenangebote. Lesbische Frauen, deren Bewerbung Hinweise auf ihre sexuelle Identität enthält, werden tendenziell eher benachteiligt.

Auch erleben lesbische Frauen in ihrem Arbeitsumfeld eine stärkere Diskriminierung, einerseits aufgrund ihres Geschlechts und andererseits aufgrund ihrer sexuellen Identität. Lesbische Frauen, die nicht out sind, haben häufiger Diskriminierungserfahrungen angeben (z. B. durch homofeindliche Kommentare) als Frauen, die out sind.

Schnittstelle von Homofeindlichkeit und Sexismus

Trotzdem gibt es bisher nur wenige Studien über die besondere Situation von lesbischen Frauen. Die meisten Studien untersuchen entweder die Karrieremöglichkeiten von Frauen oder diejenigen von homosexuellen Menschen. Die Studie „The L-Word in Business“ hat an der Schnittstelle von Homofeindlichkeit und Sexismus angesetzt und die Situation berufstätiger lesbischer Frauen in Deutschland beleuchtet.

Die Erkenntnisse aus der Online-Befragung werden in der Broschüre aufgegriffen und auf deren Grundlage sind Handlungsempfehlungen erarbeitet worden, wie Unternehmen und Organisationen der Diskriminierung im Berufsleben effektiv vorbeugen und eine LSBTIQ-freundliche Arbeitsumgebung schaffen können.

Intersektionelle Diskriminierung | Mehrfachdiskriminierung

Lesbische Frauen erfahren in ihrem Arbeitsumfeld mehrfache Diskriminierung: sowohl aufgrund ihres Geschlechts als auch aufgrund ihrer sexuellen Identität.

Eine Studienteilnehmerin berichtet: „Als Frau allgemein wird man schon oft diskriminiert. Als lesbische Frau hat man es doppelt schwer. Man braucht viel Mut, um sehr selbstbewusst damit umzugehen.“ Und eine weitere berichtet: „Als Lesbe und Mutter empfinde ich mich in meiner beruflichen Entwicklung – vor allem als Mutter mit begrenzter Arbeitszeit – eingeschränkt. Als Lesbe habe ich mich bisher weniger benachteiligt gefühlt als als Frau“.

Coming-out am Arbeitsplatz und Lebenszufriedenheit

Die Diskriminierung, die lesbische Frauen, die nicht out sind, erleben, kann ein Grund dafür sein, dass sie sich nicht outen. Ob sich lesbische Frauen am Arbeitsplatz outen oder nicht, wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Hier spielt das Alter eine Rolle, aber auch eine evtl. Partner*innenschaft und der Austausch in LSBTIQ*-Netzwerken.

Die Ergebnisse der Studie sagen deutlich aus, dass ein Coming-out am Arbeitsplatz die Lebenszufriedenheit um ein Vielfaches erhöht. Besonders wichtig waren LSBTIQ*-Netzwerke, die durchaus auch in den Unternehmen selbst vorhanden sein können.

Für diskriminierungsfreie Einstellungsverfahren und eine diversitätsfreundliche Unternehmenskultur sind Maßnahmen gegen alle Diskriminierungen notwendig. Hier wird nochmals auf die in der Studie beinhalteten Handlungsmöglichkeiten für Arbeitgeber*innen und Personalentscheider verwiesen. Denn wenn sichergestellt ist, dass Menschen weder im Einstellungsverfahren noch im Arbeitsalltag diskriminiert werden, gewinnen alle Seiten: die Individuen, die Gesellschaft und auch die Unternehmen.

Das Netzwerk des Wirtschaftsweiber e.V. fördert lesbische Frauen in der Berufs- und Karriereentwicklung und gibt Arbeitgeber*innen und Personalentscheider hilfreiche Tipps, wie sie lesbische Mitarbeiterinnen gewinnen und unterstützen können.

Kontaktaufnahme unter kontakt@wirtschaftsweiber.de

Unternehmen, die nicht diskriminieren, sind wirtschaftlich im Vorteil. [Ökonom Milton Friedman]

The L-Word in Business

Eine Studie zur Situation lesbischer Frauen in der Arbeitswelt – mit Handlungsempfehlungen für Arbeitgeber*innen Datum: Veröffentlicheung, Erscheinung. 26. November 2020 • Bundesstiftung Magnus Hirschfeld

Quellen

Gemeinsame Presseinformation (PDF, Download) BMH-Broschüre L-Word in Business (PDF, gekürzte Fassung Druckstand  Februar 2021),

Glossar

LGBTI Lesbian, Gay, Bisexual, Transexual/Transgender und Intersexual (deutsch: Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Transsexuell/Transgender und Intersexuell)

LSBT* Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Trans*

Intersektionalität Bei Mehrfachdiskriminierung wird von intersektioneller Diskriminierung gesprochen.